Deutschland 4 – Holzkunst aus dem Erzgebirge

Karfreitag, 19. April 2019

Heute ist Karfreitag. Das hält uns nicht ab ein Stück weiterzuziehen. Der Stellplatz hat seine Schuldigkeit getan. Als wir gestern Mittag ankamen, waren wir die ersten und einzigen. Bis am späteren Abend haben sich noch weitere vier Parteien hinzugesellt. Von den Platzverhältnissen war das kein Problem, da aber der Platz von Bäumen umgeben ist, welche dank des fehlenden Laubes noch nicht soviel Schatten spendeten, welchen wir bei den Frühlingstemperaturen auch gar nicht unbedingt benötigten, war die Flexibilität unseren Tisch auf dem sonnigsten Fleck aufzustellen jedoch dahin. Deshalb geht es auf zu neuen Ufern…

Um 09:15 Uhr sind wir bereits abfahrbereit. Alle Dinge sind wieder an ihrem Platz, das Dach ist heruntergelassen, zwei Tassen heisser Tee hat jeder von uns bereits verinnerlicht. Es geht durch Wälder und entlang von Hügelstrassen. Was uns auffällt sind die vielen Bäume und Äste, welche am Boden liegen. Ob es hier in letzter Zeit mal einen gröberen Sturm gab, rätseln wir zusammen während der Fahrt. Die Strecke führt uns nach Seiffen im Erzgebirge. Wir sind gespannt, denn diese Region Deutschlands kennen wir überhaupt nicht. Seiffen ist das Weihnachtsdorf, da die Gegend bekannt ist für ihre Nussknacker- und Räuchermännchen, als auch für die Schwibbögen. Dies sind sehr fein gearbeitete Werke aus Holz mit weihnachtlichen oder ländlichen Motiven. Wir betrachten die Schaufenster und sind erstaunt, dass der eine oder andere Laden selbst heute offen hat. Die Ausstellungen sind schön anzuschauen, entsprechen jedoch nicht unserem Geschmack, so dass wir zu keinem Kauf verleitet werden –einer frisch gebratenen Bratwurst können wir dann doch nicht widerstehen.

Eine Stunde später verlassen wir den Ort und fahren nach Pobershau, wo wir auf «MeinWomo» einen Stellplatz entdeckten. Wir stehen auf grüner Wiese neben einem Bach (ja, auf zu neuen Ufern) und teilen uns die grosse Fläche mit drei anderen Fahrzeugen. Mit 5 Euro pro Nacht inkl. Strom, WC und Wasser. Eine Entsorgung gibt es jedoch nicht. Wir geniessen die Sonne in unseren Relaxliegen und sind froh die Markise ausfahren zu können, denn direkt an der Sonne ist es heute schon fast etwas heiss. Kurz nach 15 Uhr machen wir uns zu Fuss auf den Weg zur nahegelegenen Eisdiele, nicht wissend, ob sie überhaupt geöffnet hat. Es ist ein unscheinbares Lokal mit etwa sieben Aussentischen und einer Softeismaschine. Die Besitzer kreieren damit auch einige kleine preiswerte Coupes, welche auch bei uns Anklang finden. Wir kommen mit Motorradfahrern aus der Gegend ins Gespräch und erfahren, dass letztes Jahr ein kräftiger Sturm tobte, welcher grosse Flächen des Waldes umgeknickt hatte. Interessant sind auch ihre Eindrücke in Ostdeutschland zu leben. Sie erzählen uns, dass man hier nur etwa die Hälfte verdient als im Westen, oder dass man sich gewohnt war zu helfen und dies nach der Wende gar nicht so einfach war. Im Westen seien die Gärten der Häuser eingezäumt gewesen und dies für sie eher ungewohnt. Einige seien zu Beginn mit dem Leben im Westen gar nicht zurechtgekommen. Man habe vor der Wende auch schon Fernsehsender aus dem Westen angeschaut und nach der Wende kam so das Gefühl auf all dies jetzt haben zu wollen. Aber man muss auch mit alldem zurechtkommen. Wir fragen sie nach Stürmen in dieser Region, aufgrund der umgeknickten Tannen. Ja, letztes Jahr sei ein ziemlich heftiger Sturm hinübergefegt, es seien aber auch noch einige Bäume wegen der grossen Schneemassen vom vergangenen Winter gekippt. Nach diesem netten Gespräch verabschieden wir uns und sie fahren mit ihrem Motorrad weiter. Wir schlendern dem Bach entlang wieder zurück zum Stellplatz.

Zurück beim Wohnmobil spielen wir Tutto, bei welchem ich (Urs) zweimal in Folge tapfer verliere. Wir nehmen die günstige Gelegenheit des tollen Wetters wahr und kochen Outdoor. Auf dem Trangia Sturmkocher werden die Hörnli zubereitet während auf dem Lotus Grill die Pouletflügeli und die Cippolata/Speck Spiesse braten. Ein Genuss. Währenddem dieser Bericht verfasst wird kommt unser Nachbar und macht uns auf den fast brennenden Abfallsack aufmerksam. Wir sind dankbar für seine Aufmerksamkeit und füllen Wasser auf die zu früh entsorgten Kohlenreste. Wir widmen uns unseren Büchern und lassen damit den Tag ausklingen.

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