Spanien im Frühsommer 4 – faszinierende Landschaften und Städte

Samstag, 7. Juni 2025

Am Morgen fährt eine kleine Gruppe Radfahrer an uns vorbei, aber kein einziges Auto. Schön, dass wir diesen Übernachtungsplatz gefunden haben. Die Sonne drückt schon früh in unser Caliaufstelldach und es wird zunehmend heisser. Nach dem Aufstehen trinken wir gemütlich Kaffee und Tee und lassen den Tag ruhig angehen. Urs zeigt sich ganz sportlich und macht im Schatten mit dem Stuhl einige Turnübungen. Wir essen Porridge auf der Strasse im Schatten eines kleinen Baumes. Kurz vor 10h fahren wir ab. Eine Zeit lang haben wir immer wieder schöne Blicke auf den See. Ein Bad wäre cool und wir fahren eine Badestelle an, welche zwar in schöner Landschaft liegt, aber der Fluss ziemlich trüb ist und eine Gruppe Spanier sich einquartiert hat. Ohne zu baden fahren wir weiter.

In google maps habe ich eine weitere Badestelle im Bach gefunden. Es ist mittlerweile 32° und die Vorstellung eines kühlen Bades wäre traumhaft. Es geht ein asphaltiertes Strässchen steil und schmal hinab und nach einigen hundert Metern landen wir an einem kleinen Parkplatz. Es haben nur wenige Autos Platz und er Rangierraum ist knapp. Es hat gerade noch so Platz für unseren Cali. Urs fährt rückwärts bis kurz vor eine tiefe Rille, so dass wir niemandem im Weg stehen. Nun beginnt die Suche nach dem Trampelpfad in die Schlucht hinab. Kurz vor dem Aufgeben werden wir fündig und marschieren das schmale Weglein zwischen Sträuchern und vereinzelten Dornen hinab. Es sind praktisch keine Menschen hier, nur eine Familie die eine geeignete Badestelle im Fluss gefunden hat und eine junge Frau, die auf einem Felsen sitzt. Wir gesellen uns zu der Familie und schnell sind wir im kühlen Nass. Es ist herrlich und wir geniessen das Bad bei dieser Hitze. Die Gedanken an den steilen Rückweg hinauf verdrängen wir natürlich, denn jetzt sind wir am Baden und nicht am Schwitzen beim Hochlaufen.

Irgendwann muss man sich dem Rückweg stellen und los geht’s. Der Aufstieg erscheint uns erstaunlicherweise kürzer als der Abstieg und wir haben es uns also somit viel anstrengender vorgestellt. Beim Auto erwartet uns aber eine Überraschung. Wir sind so was von zugeparkt! Nicht mit Autos, sondern ein uraltes Wohnmobil steht vor uns und kann nicht weiter. Beim Wenden ist der Motor ausgegangen und kam nicht mehr an. Der Deckel des Kühlers ist undicht und nun ist alles Kühlwassers ausgelaufen und verdampft. Anfänglich sind wir nicht begeistert, denn so kommen wir ja nie mehr weg und ich sehe uns gedanklich schon unter der Stromleitung an Ort und Stelle eine Nacht verbringen. Wir kommen ins Gespräch mit den zwei jungen Frauen und dem Mann. Wir spendieren ihnen unsere Flasche Kühlflüssigkeit und sie nehmen sie dankbar an. Was sollen wir tun? Wenig später kommen die Besitzer der anderen zwei Autos in unmittelbarer Nähe, welche aber wegfahren können. Jetzt haben wir nach vorn mehr Platz und überlegen uns ob die Breite reicht, um wegzukommen. Etwa 20 cm können wir noch rückwärts und vorn nur 3 – 4 cm und das ist nicht viel. Urs versucht es mit Hilfe von Handzeichen von mir und einer der Frauen. Mit viel «sägen», fingerbreitem vorbeifahren, dem abmontieren des Fahrrades und Hochklappen des Fahrradträgers beim Wohnmobil und schwitzen kommen wir durch. Wir wünschen den Dreien viel Glück für ihre weitere Reise. Hoffentlich kommen sie wieder weg und die Strasse hoch zurück zur breiteren Strasse. Wir setzen unsere Fahrt fort und sind bald bei einem neu gebauten Aussichtspunkt mit Fotostopp.

Es ist bereits 17h30 und wir setzen bei 32,5° auf 1000 m Höhe die Fahrt fort. So kommen wir nach Teruel. In dieser Gegend soll es imposante rote Felsen geben und diese möchten wir uns anschauen. Das Gebiet «El Canon Rojo» ist wirklich interessant und man hat das Gefühl in Amerika zu sein. Wir waren zwar noch nie dort, aber wir haben diese Landschaft schon auf Bildern gesehen. Um 18h30 haben wir ein Plätzchen zum Stehen gefunden und wir sind überwältigt. Gegen Abend leuchten die Farben der Felsen besonders schön! Dies ist Spanien, Europa und nicht Amerika. Einfach fantastisch und wir staunen über die tolle Landschaft. Es ist sehr heiss und Schatten gibt nur das Auto. Es stehen noch ein paar Kastenwagen und jemand mit dem Dachzelt hier. Während telefonieren mit zwei Geburtstagskindern, bevor wir uns bei Abendsonne auf Entdeckungstour begeben. Natürlich werden etliche Fotos geknipst, aber plötzlich kann meine 9 ½ jährige Kamera nicht mehr scharfstellen und dies frustriert mich. Sie scheint nun endgültig defekt zu sein. Zum Glück habe ich noch meine kleine Zweitkamera dabei. Wir kehren zurück zum Auto und essen Znacht in einer herrlichen Kulisse. In absoluter Stille schlafen wir bestens an diesem wunderschönen Ort.

Sonntag, 8. Juni 2025

Am Morgen erkunden wir erneut die Gegend im Morgenlicht. Abendlicht und Morgenlicht ist hier besonders schön, denn dann kommen die Farben schön zur Geltung. Die Blumen und Pflanzen in dieser Kargheit faszinieren uns erneut.

Nach unserer Rückkehr packen wir alles zusammen und machen uns auf in die Stadt Teruel. Im Schatten finden wir an der Hauptstrasse einen Parkplatz. Da wir jetzt wieder Internet haben, erledigt Urs einiges, während ich eine Bäckerei aufsuche. Vor dem Stadtbesuch gibt’s Frühstück. Der Weg in die sehenswerte Altstadt ist nicht weit. Teruel hat einige herausragende Gebäude in der Mudejar Architektur, welche zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Dies ist eine Mischung aus europäischer und arabischer Bauweise. Die «Escalinata del Ovalo» (Treppe) steigen wir hoch in die Altstadt. Schon oberhalb der Treppe sehen wir diese Mudejar Architektur. Auch die Türme El Salvador und Torre de San Martin gehören zu dieser Bauweise. Auf dem grossen Platz «del Torico» herrscht ein reges Treiben. Kaffees laden zur Einkehr ein. Der Platz hat eine dreieckige Form und ist ein wichtiger Ort für lokale Veranstaltungen. In der Mitte ist der Brunnen mit der Statue eines kleinen Stieres, dem «el Torico». Am 7. Juli wird jährlich das «Patronatsfest» mit charakteristischer Musik, nächtlichen Tänzen und Stieren, die durch das Stadtzentrum getrieben werden, gefeiert. Wir kaufen sehr feine Berliner ohne Gonfi und lassen uns diese auf einer Bank schmecken.

Um 15h50 verlassen wir Teruel und fahren zu einem Campingplatz in der Nähe von Albarracin. Als die Strasse schnurgerade durch eine trockene Ebene führt, sehen wir einen kleinen Flughafen. Dies ist seit 2013 ein Flugzeugfriedhof. Die Abstellflächen werden für vorübergehend stillgelegte oder ausrangierte Flugzeuge genutzt. Die Landschaft wird wieder felsiger und auch grüner. Wir kommen zu einem der schönsten Dörfer von Spanien, welches wir aber morgen anschauen möchten. Der Campingplatz Ciudad de Albarracin liegt nicht weit davon entfernt. Wir können uns eine Parzelle aussuchen und so finden wir eine coole schattige Parzelle auf dem mässig besuchten Campingplatz. Ausser den Hunden rundum ist der Platz sehr ruhig. Wir verbringen einen schönen Abend draussen vor unserem Bus. Es ist wieder ein wunderbar lauer Sommerabend.

Montag, 9. Juni 2025

Wieder fragen wir uns, ob wir noch eine Nacht bleiben sollen, entscheiden uns dann aber für weiterfahren. Irgendwann kommt diese Zeit, in der wir ohne Probleme noch eine weitere Nacht anhängen können. Unser Ziel heute ist Albarracin. Dies ist eine Kleinstadt mit 1002 Einwohnern. Der Ort gehört zum Kulturgut von Spanien. Die Altstadt, mit den verwinkelten Gassen und Häusern aus Stein, Lehm und Fachwerk, fasziniert uns und gehört wirklich zu den schönsten Dörfer Spaniens. Die von eckigen und von halbrunden Türmen stabilisierte und gesicherte Stadtmauer entstand im 14. Jahrhundert und sieht man schon von Weitem. Schön, dieses Dorf besucht zu haben. Am Ende des Besuches kaufen wir in einem Geschäft einige regionale Lebensmittel, wie Wurst, Käse und Gebäck, welches mit luftgetrocknetem Schinken getrocknet wurde. Auf einer schattigen Bank probieren wir diese Spezialitäten. Der Käse und die Wurst schmecken uns gut, das Gebäck so la la. Mal sehen, ob wir diese Stängel alle aufessen, denn wir haben den Sack mit den Meisten genommen. Wenn man mit Hunger einkauft, besteht diese Gefahr durchaus.

Unsere weitere Strecke führt uns zur «Ruta Silencio» Diese Route wird oft von Motorradfahrern gefahren. Da es unter der Woche ist und keine Hochsaison, sollte sich der Töffverkehr in Grenzen halten. Dem ist auch so. Die Route führt kurvig durch wunderschöne Landschaft und durch kleine spanische Dörfer. In einem Dorf mit in interessanter felsiger Landschaft ist ein Parkplatz für Rollstuhlfahrer ausgeschildert. Wir fahren durch die Gasse eines kleinen Dorfes. Das Strässchen führt um enge Kurven mega steil hinauf. Hier ein Parkplatz für Rollstuhlfahrer? Wir können es kaum glauben. Vor dem steilsten Stück hält Urs an und ich laufe schnaufend hoch um einen Augenschein davon zu nehmen, ob hier oben wirklich ein Parkplatz ist und man auch wieder wenden kann. Wir lassen es bleiben und fahren durch die engen Gassen zurück zur Strasse. In der Ferne belgeitet uns Donnerrollen. Der Himmel wird grauer und grauer und vereinzelt fallen auch einige Tropfen.

Die Strasse schlängelt sich durch die Berge und im Navi haben wir unseren nächsten Stopp einprogrammiert, ohne wirklich zu wissen, ob wir dorthin kommen mit unserer Grösse von Fahrzeug. In den Fels gehauene Naturtunnels auf einer schmalen Strasse mit unbekannter Höhenangabe warten auf uns. Bei meiner Recherche habe ich keine Angaben gefunden und nur Berichte und Bilder mit Motorrädern gesehen. Bei der Abzweigung steht auf der Tafel 3m50! Also haben wir uns umsonst Gedanken gemacht. Die drei aufeinanderfolgenden Tunnels «de Pitarque» sind cool und die Landschaft gefällt uns. Wir wenden und folgen weiter der «Ruta Silencio» Diese Route habe ich auf einer Webseite gefunden, auf der ruhige gemütliche Autorouten durch Aragonien im Nordosten Spaniens beschrieben werden. Sie ist länger als 200 km und wir folgen ihr eine Zeit lang.

Jetzt ist es schon ziemlich, spät und wir suchen um 19h einen Übernachtungsplatz. Laut park4night soll es hier einen inoffiziellen Platz fern von jeglicher Siedlung geben. Wir fahren oberhalb einer Schlucht den Felsen entlang. Das Navi sagt, dass wir in 400 m rechts abbiegen sollen. Wie soll das gehen? Just an diesem Punkt geht ein enges Strässchen steil in die Schlucht hinab. Einige Minuten später sind wir am Ziel und stellen uns in der Nähe eines Baches auf eine Wiese. Ein schöner Fleck erwartet uns, einzig die vielen Disteln auf der Wiese stören etwas. Ich backe mit unserem Omnia Campingbackofen ein Vollkornbrot fürs Frühstück. Wir schlafen herrlich in dieser ruhigen Einsamkeit.

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