Toskana 1

Donnerstag, 20. April 2023

Nach einem strengen Morgen verlassen wir nach dem Mittagessen, bei Regenwetter und kühlen 5,5°, Hallau und fahren südwärts. Bis gestern Abend war unser Ferienziel Frankreich, aber der Wetterbericht war stets so unsicher und so entschieden wir uns heute Morgen in die Toskana zu fahren. Zudem wurde in Frankreich starker Wind vorausgesagt und dieser kann sehr unangenehm sein. Auf den Strassen herrscht wenig Verkehr, auch durch die Stadt Zürich kommen wir ohne Verzögerungen. Den Gotthardtunnel passieren wir ohne Probleme und geniessen die regenfreie Zeit im Tunnel. Der Regen begleitet uns nämlich durch die ganze Schweiz bis nach Italien. Heute noch bis Mailand zu fahren war Wunschdenken, denn kurz vor Lugano kommt eine Stauwarnung. Aus unerklärlichen Gründen hat es über zig Kilometer Stau und so kommen wir nur ganz langsam vorwärts. Die Autobahn verlassen wir in Mendrisio, um in Stabio über die Grenze zu fahren. Auch hier werden wir mit dem Feierabendverkehr konfrontiert. Wir wissen, dass unsere Freunde in Tradate übernachten und so kommen wir nach 5 langen Stunden auch dort an. Wegen des vielen Staus haben wir viel Zeit verloren. Gemütlich in die Decken gekuschelt hören wir den Regen aufs Autodach prasseln und schlafen bald ein.

Freitag, 21. April

Nach einem gemütlichen Morgen rufe ich dank Übersetzungsprogramm Deutsch – Italiensich, im uns bekannten Restaurant «La Casetta» in Brisighella an, um einen Tisch zu reservieren. Wenn wir in dieser Region sind, lassen wir uns in diesem Restaurant gerne verwöhnen. Alles klappt und der Tisch ist für 19h30 reserviert! Bis um diese Zeit sollten wir locker in Brisighella sein. Dass es knapp werden könnte hätten wir nicht gedacht. Rund um Bologna stecken wir im Stau fest und sind auf der Autobahn gefangen, denn über ca. 15 km gibt es keine Ausfahrt. Annette und Erich geht es genau so. Sie sind wenige Kilometer hinter uns und sitzen somit im «selben Boot». Ob wir pünktlich im Restaurant sein werden? Die Hoffnung stirbt zuletzt und tatsächlich löst sich der Stau so plötzlich wie er begonnen hat. 1 ½ Stunden mussten wir uns gedulden. Die letzten Kilometer fahren wir über Land und über die Hügel nach Brisighella. Kurz nach 19h sind wir auf dem Stellplatz, bereiten schnell unsere Betten vor und machen uns auf zum «La Casetta». Wir wählen alle das Degustationsmenu und es schmeckt wunderbar. Wir verbringen einen gemütlichen Abend. Der kurze willkommene Nachtspaziergang zurück zum Auto tut uns gut.

Samstag, 22. April 2023

Am nächsten Morgen unternehmen wir einen Spaziergang durch das Dorf Brisighella. Die Wallfahrtskirche «Santuario della Beata Vergine della Monticino, die mittelalterliche Burganlage «Rocca Manfredina die Brisighella» und der «Torre dell’Orologio» thronen hoch oben auf den drei imposanten Kreidefelsen über dem Städtchen. Die Stadt hat 7350 Einwohner und gehört zur Provinz Ravenna am Lamone.  Brisighella wird auch «Kleinod in den Bergen» genannt. In einem Kaffee geniessen wir einen «Caffe grande», eine Tasse Milch und Gipfeli. Diese sind zwar ziemlich buttrig, aber schmecken sehr gut. Wir sitzen an der gepflasterten Strasse gegenüber der Kirche und beobachten die Menschen um uns herum. Obwohl es gemütlich ist, machen wir uns auf den Rückweg. Wir steigen die Treppen hinauf zur Via del Borgo, auch Via degli Asini genannt. Das heisst auf Deutsch «Strasse der Esel». Woher kommt dieser Name? In diesem Gebiet gibt es die Höhlen, aus denen Gips gefördert wurde. Die Einwohner verdienten mit diesem Rohstoff lange Zeit ihren Lebensunterhalt. Die Arbeiter wohnten in diesem Ortsteil und transportierten Gips auf Eseln, indem sie diese Strasse bauten. Wir schlendern durch diesen historischen Laubengang und kehren zu unserem Auto zurück.

Bevor wir abfahren arbeiten wir mit Freude an unserer Route für die Webseite. Schön, wenn diese so Gestalt annimmt. Unsere Freunde sind schon unterwegs, als auch wir den hübschen Ort verlassen. Nach einem Abstecher in die Hügel mit schöner Aussicht, fahren wir Richtung Florenz. Die Strasse führt uns kurvig bergauf und bergab. Über die Hügel kommen wir nach San Piero a Sieve, wo Annette und Erich auf einem Stellplatz auf uns warten. Für uns ist es wichtig einen Platz zu finden, auf dem wir draussen sein und auch im Aufstelldach schlafen können. Hier auf dem Stellplatz ist dies möglich. Auf diesem Platz stehen etliche unbewohnte Wohnmobile der Italiener. Wir stellen uns an eine angrenzende Wiese, auf der wir unsere Stühle und Tische aufstellen können. Die Sonne scheint und die Wärme tut uns gut. Zum Glück bläst der Wind nur schwach und wir verbringen einen schönen Nachmittag draussen mit Lesen, am Computer, am Plaudern und Essen. Natürlich nutzen wir dieses Wetter um draussen zu kochen und zu grillieren. Ein Spiel zu Viert begleitet uns in den Abend hinein, bis wir nichts mehr sehen in der Dunkelheit. Es ist schön, mit lieben Freunden bei Kerzenschein draussen den Abend zu verbringen.

Sonntag, 23. April 2023

Heute werden wir den Tag hier auf dem Stellplatz verbringen. Es tut nach längeren Fahrtagen gut, nicht zu fahren und das «Nichts tun» auszuleben. Wir stellen den Wecker um 7h45, denn wir hoffen auf ein Glockenspiel wie gestern Abend um 20h. Leider ertönt aber nur ganz normal 8x der Glockenschlag. Schade, vielleicht in einer Stunde, oder in zwei Stunden? Vielleicht auch erst wieder am Abend oder gar nicht, da heute Sonntag ist. Wir lassen uns überraschen, wollen aber auf jeden Fall bereit sein, um zu filmen. Die Glockenspiele der Kirchen in Italien oder auch im Tessin sind oft sehr schön und für uns etwas Besonderes.

Urs beschäftigt sich wieder mit der Route und der Sehenswürdigkeiten, während ich mit dem Reisebericht beginne. Natürlich kommt das Essen nicht zu kurz. Wir setzen den Skotti-Grill zusammen und schon bald bruzzeln Pouletstücke auf dem Grill. Da im Laufe des Tages immer mehr Wolken den Himmel bedecke, konzentrieren wir uns auf die Zubereitung des Mittagessens. Draussen zu kochen gehört für uns einfach dazu und macht uns Spass! Zum Apeèro gibt es einen schmackhaften Rimus und ein paar Chips. Nach dem Mittagessen gehört leider das Abwaschen auch dazu. Wir erledigen dies gerne in der freien Natur. Jetzt haben wir uns aber ein Gelati verdient. Urs hat in 650 m Entfernung eine Gelateria entdeckt, welche recht gut bewertet wurde und sonntags offen hat. Dies  zeigen uns  die zahlreichen Besuchern. Schön, dass wir mit unseren Gelatis einen Platz zum Sitzen finden. Wir lassen es uns bei guten Gesprächen schmecken. Während Urs in Anschluss am PC arbeitet, backe ich das zubereitete Speckbrot im Omnia Backofen. Es duftet super und wir freuen uns auf unser Abendessen. Punkt 20h stehen wir mit unseren Kameras bereit, um das Glockenspiel zu filmen. Ob es jetzt kommt, so wie gestern? Wir werden nicht enttäuscht und dürfen wieder dasselbe Spiel hören wie gestern Abend um 20h. Der Himmel ist nun mit Wolken bedeckt und es geht ein zügiger Wind, welcher das Draussen sitzen nicht nur angenehm macht. Dick eingekuschelt in die Wolldecke plaudern Annette, Erich und ich in die Nacht hinein. Urs arbeitet mit Elan und Freude an den Routenkarten für die Webseite. Wir verbringen eine weitere ruhige Nacht auf diesem Stellplatz.

Montag, 24. April 2023

Sollen wir heute Florenz besuchen? Wir entscheiden uns dagegen, denn dieser Besuch sollte gut vorbereitet sein. Es hat in Florenz so viele Menschen, dass man genau wissen sollte, was man sich anschauen möchte und welche Tickets man sich im Vorfeld online kaufen sollte. Stattdessen wählen wir den Besuch von Siena. Auch dies ist eine bemerkenswerte, sehenswerte und schöne Stadt. Vor einigen Jahren waren Urs und ich schon einmal dort und haben den Besuch in sehr guter Erinnerung. Gestern Abend haben wir mit Fortsters zusammen die Route besprochen und auch mögliche Parkplätze in der Stadt herausgesucht. Das Parkieren wird nicht so einfach sein. Mit dem kleinen Auto hoffen wir auf einen Parkplatz möglichst nahe im Zentrum zu finden. Nachdem Urs und ich mit unserem Filtersystem Wasser getankt haben, machen wir uns auf den Weg. Auf der Überlandstrasse folgen wir den Wegweisern «Florenz», dann geht es am Rande der Stadt vorbei und auf die Strasse durch das Chianti-Gebiet nach Greve in Chianti. Dieses Weinbaugebiet ist bekannt und schön. Wir passieren hübsche Dörfer, welche sicher auch einen Besuch wert wären. Auf kurviger Strasse erreichen wir Siena.

Die Parkplatzsuche entpuppt sich als schwierig. Wir sehen das geparkte Auto von Forsters. Sie scheinen Glück gehabt zu haben. Wir finden in der Nähe des Zentrums nichts und müssen ein bisschen weiter entfernt unseren Bus abstellen. Wir sind froh und dankbar überhaupt einen Parkplatz zu finden. Siena ist eine schöne und viel besuchte Stadt. Sie  ist für ihre mittelalterlichen Ziegelgebäude bekannt. Am fächerförmigen Hauptplatz, der Piazza del Campo, liegen das gotische Rathaus und der Torre del Mangia aus dem 14. Jahrhundert. Auf dieser Piazza setzen wir uns in ein Restaurant und essen eine Pizza. Danach schlendern wir durch das bunte Treiben der Menschen auf der Piazza. Viele sitzen auf dem Boden, andere schlecken ein Gelati, wieder andere üben sich in Selvis. Es ist nebst dem Dom sicher der meistfotografierte Ort von Siena. Auch wir wählen eine der zahlreichen Gelaterias und suchen uns etwas Gutes aus. Natürlich setzten auch wir uns inmitten des Getümmels auf den Boden und lassen uns das Gelati schmecken.

Der nächste Höhepunkt unseres Stadtbesuches ist der Dom. Dieser ist die Mutterkirche des Erzbistums Siena in der Kirchenregion Toskana. Heute ist das mit charakteristischem dunkelgrünem und weissem Marmor verblendete Ziegelstein-Bauwerk aus dem 13. / 14. Jahrhundert eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur in Italien. Leider strömen die Touristen in Scharen zu diesem Dom und da wir keine Online-Tickets haben, müssten wir uns in eine lange Schlange stellen. Da wir dies nicht wollen, lassen wir die Besichtigung des Innern bleiben. Urs und ich haben diesen Dom bei unserem letzten Sienabesuch schon besichtigt. Nun lassen wir uns durch die Gassen treiben, bevor wir wieder zum Auto zurückkehren.

Unser nächstes Ziel ist die Crete Senesi. Diese schöne Panoramastrasse sind wir im Herbst und im Frühling schon gefahren. Im Herbst ist alles braun, erdig und kahl. Im Frühling sieht die typisch toskanische Landschaft lieblich, grün und frisch aus. Beide Jahreszeiten haben ihren besonderen Reiz, aber uns gefällt die Fahrt im Frühling besser. Im Licht der Abendsonne geniessen wir den Anfang der Strecke und auch das Fotografieren. Toskana – wie aus dem Bilderbuch! Sanfte Hügel, Zypressen und Landgüter mit einer Zypressenalle an ihrer Zufahrtsstrasse prägen die Landschaft. Wir finden einen geeigneten Platz für eine Nacht. Nach den letzten Sonnenstrahlen sind wir froh um die Wärme im Auto.

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