Sizilien 1 – Neuland

Samstag, 1. Oktober 2022 – Endlich Ferien!
Wie haben wir doch diese Ferien sehnlichst erwartet! In den letzten Tagen war unsere Arbeitsliste im Geschäft und zu Hause ziemlich lang, aber nun haben wir es geschafft und sind bereit zur Abfahrt. Erst letzte Woche haben wir uns entschieden, ob wir in den Norden Skandinaviens auf Nordlichter-Tour oder nach Sizilien zum Baden im Meer, fahren werden. Die Temperaturen der Ferienziele könnten nicht unterschiedlicher sein: 4° mit Schnee und Regen oder 25° mit viel Sonnenschein. Wir wählen Sizilien, ein für uns noch unbekannter Teil Italiens.
Es ist nun bereits nach 14h, aber bis um 22h sollten wir genug Zeit haben, den Fährhafen in Genua zu erreichen. Die Fähre wird um Mitternacht auslaufen. Ein Blick auf Google Maps zeigt uns etliche längere Stausituationen in Zürich und – wie könnte es anders sein – am Gotthard. Deswegen fahren wir ohne Stau über den San Bernardino, obwohl diese Strecke für uns deutlich länger ist. Haben wir alles eingepackt? Im Kopf checkt man jeweils alles nochmals durch. Das Regenwetter begleitet uns bis beinahe in den Tessin und im San Bernardino-Gebiet kommen wir auch dem Schnee ziemlich nahe. Mailand schaffen wir noch in der Dämmerung, danach ist es schnell dunkel. Kurz nach 21h treffen wir in Genua am Hafen ein. Das Hafengelände ist sehr gross und es scheint ein beliebter Fährhafen für Personen und Güter zu sein. Wir stellen uns in die Reihe und nun beginnt das Warten. Wir schauen dem lebhaften Treiben beim Entladen der Fähre zu. Unzählige Autos verlassen das grosse Schiff und zig Lastwagenaufleger werden von Hafen internen Zugfahrzeugen hinaus gebracht und auf einem Gelände in Reih und Glied nah aneinander gestellt. Unsere 214 m lange und 27 m breite Fähre kann bis zu 1010 Fahrzeuge und 2200 Passagiere aufnehmen. Da könnte ja ganz Hallau einsteigen! Wir sind schon mit den verschiedensten Fähren gefahren, aber so gross war noch keine. Ziemlich pünktlich verlassen wir Genua und schon bald schlafen wir in unserer Aussenkabine ein. Nachts um 4 Uhr weckt mich das Schaukeln des Schiffes, aber Urs merkt nichts davon. Am Morgen meint er nur: «Gschauklet? Ich han nüd gmerkt. Das häsch du sicher nur träumt.»

Sonntag, 2. Oktober – Ein Tag auf See
Wir sind dankbar für die gute Nacht. Am Morgen machen wir es uns mit einem Buch in der Kabine gemütlich. Durch den Lautsprecher wird das Morgenessen angepriesen, aber Urs und ich entscheiden uns im nobleren Restaurant ein Mittagessen zu gönnen. Kurz vor 12h stellen wir uns vor der verschlossenen Restauranttür in die Reihe. Ziemlich pünktlich werden wir empfangen und bekommen einen Tisch zugewiesen. Die Preise sind ganz okay und wir bestellen einen grossen gemischten Salat, den wir miteinander teilen. Als Hauptspeise bestellen wir Pizza. Dazu geniessen wir einen Rosé. Die Kellner haben alle Hände voll zu tun, denn alles ist bis auf den letzten Platz besetzt. Hungrige werden wegen Platzmangel auch abgewiesen oder es muss sehr lange gewartet werden. Es lohnt sich pünktlich zur Öffnung des Restaurants hier zu sein. Wir verstehen nicht, warum am Nachmittag die beiden Restaurants wieder geschlossen sind. Da Tische und vor allem auch Stühle auf dem Aussendeck und im Innern Mangelware sind, ist es nicht einfach einen zu ergattern. Man hat zwar viel Platz auf dem Aussendeck, aber sitzen kann man nicht gut. Nur ganz wenige Bänke stehen zur Verfügung. Das alles verstehen wir nicht. Man sollte sich einen kleinen Stuhl selber mitbringen oder zumindest eine Decke, welche man auf dem Boden ausbreiten kann. Das Leute auf dem Boden sitzen müssen, darf doch nicht sein! Zum Glück haben wir eine Kabine mit Fenster. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen, Film schauen und schlafen. Die Sonne brennt an die Scheibe unseres Kabinenfensters, dass wir die Klimaanlage stärker einstellen müssen. Um 20h müssen wir die Kabine räumen und jeder versucht noch irgendwo für die restlichen Knapp 2 Stunden einen Sitzplatz zu finden. Ziemlich pünktlich um 21h45 treffen wir in Palermo ein. Bis man aus der Fähre ist, dauert es noch eine Weile. Um ca. 22h30 haben wir sizilianischen Boden unter den Rädern und folgen den Weisungen des Navis. Wir haben einen beliebten Stellplatz nahe des Zentrums ausgesucht. Der Stellpatz ist rund um die Uhr bewacht. In Palermo ist auch um diese Zeit noch viel los. Viele Menschen sind unterwegs und sogar das «Chübelauto» leert um 22h45 noch Container. 10 Minuten später sind wir auf dem Stellplatz und bekommen auch um diese fortgeschrittene Uhrzeit noch einen Platz. Voller Erwartung auf unsere Sizilienreise schlafen wir schnell ein.

Montag, 3. Oktober Palermo – Verschiedene Eindrücke
Heute wollen wir uns die Hauptstadt Siziliens anschauen. Schon früh werden wir von einer lauten Heckenschere in Nachbars Garten geweckt und mit dem Schlafen ist es vorbei. Vor dem Stellplatz fährt der Bus Nummer 107 und bringt uns direkt zum historischen Zentrum der Stadt. Schon während der Busfahrt spürt man den Puls der Stadt und Urs ist froh nicht selbst am Steuer sitzen zu müssen. Chaos pur! Autos, Roller, Trottis, Radfahrer und Fussgänger – alles durcheinander. Jeder überholt jeden, egal ob von recht, links oder im zickzack. Auch Kleinlaster mit knapp gesicherten Ladungen, Taxis, Busse, Sirenenfahrzeuge mischen sich unter den Verkehr. So die ersten Eindrücke von Siziien! An der Endstation steigen wir aus und mit einem Plan in der Hand machen wir uns auf zum Mercato. Wir staunen ab dieser Lebendigkeit dieses Viertels. Schmale Gassen mit wehender Wäsche auf den Balkonen, Gemüsestände, Oliven, Fleisch und Käse – alles mögliche wird zum Verkauf angeboten. Wir stürzen uns ins Gewimmel der Menschen. Mofas versuchen einen Weg durch die Menschen zu finden und manchmal hilft da nur die Hupe.

Auch das Überqueren der Strassen ist eine Herausforderung für sich. Warten bis nichts mehr kommt funktioniert nicht, denn es kommt immer etwas auf mehreren Spuren. Loslaufen und hoffen, dass die Autos ihre Fahrt verlangsamen. Für uns ist es spannend durch die Gassen Palermos zu schlendern und Markstände zu betrachten, wunderschöne Kirchen zu besichtigen und Bauwerke zu bewundern. Man hat das Gefühl in einer anderen Welt zu sein.

Spannend sind auch die Menschen zu beobachten, wie sie gestikulierend ihre Ware anbieten, Siesta halten, Weihnachtsdekos abmontieren, Fensterläden abreissen, Läden streichen, ihre Taxidienste anbieten oder auf der Strasse kochen.

Immer wieder laden Restaurants zum Verweilen ein und auch wir geniessen es, zwischendurch etwas zu essen und als Abschluss unseres Besuches in einer schönen Gelateria ein Gelati zu essen.

Mit dem Bus fahren wir gegen Abend wieder zurück zu unserem Stellplatz. Schnell ist alles zusammengepackt, denn wir möchten noch vor Dunkelheit Palermo durchfahren und einen neuen Schlafplatz finden. Da vier Augen besser sehen als zwei, sind wir froh bei der Stadtdurchfahrt zu Zweit zu sein. Nach einer Stunde kommen wir zu unserem ersten einprogrammierten Platz, welcher sich aber wegen der abgesperrten Strasse gar nicht anfahren lässt. Auch Platz Nummer zwei ist nicht einfach zu erreichen, denn dieser gehört auch zu Santa Flavia. Viele Menschen sind auf der Strasse und eine festliche Beleuchtung ist eingeschaltet. Es ist nun dunkel und wir finden einen Parkplatz. Anhand der Marktstände, abgesperrten Strassen und zahlreichen Menschen muss hier eine Veranstaltung stattfinden. Das müssen wir uns ansehen und nähern uns einer Prozession. Es wird gesungen und ein beleuchtetes Bild wird dabei durch die Strassen getragen. Begleitet wird die Prozession von einer Bläsermusikgruppe. Es herrscht eine schöne Stimmung. Urs und ich entschliessen uns weiterzufahren, denn wir müssen uns noch einen Schlafplatz suchen und dies scheint in diesem Teil Siziliens nicht ein so einfaches Unterfangen zu sein. Dummerweise geraten wir noch in eine Stadt, aus deren verwinkelten, engen Gassen wir im Dunkeln nicht mehr so schnell herausfinden. Nach noch einem unbrauchbaren Platz finden wir endlich einen Parkplatz in San Nicolo am Hafen. Heute haben wir einen anstrengenden, aber interessanten Tag erlebt.

Dienstag/Mittwoch, 4.+5. Oktober – Zwei Tage am Meer
Am Morgen erkunde ich das Städtchen und höre dabei um 8h eine wunderschöne Kirchenglockenmelodie. Im Dorf gibt es zwei Bäckereien, aber beide haben um 8h30 noch kein Brot, sondern nur Sandwiches mit Fleisch oder Käse. Bei uns könnte eine Bäckerei schliessen, wenn sie um halb Neun noch keine Brötchen, Gipfeli oder Brot hätte. In Sizilien ticken die Uhren wohl ein bisschen anders. Ein paar warme Brioche kann ich ergattern und schon bald sitzen Urs und ich auf dem Mäuerchen und essen «Zmorgen».

Im Anschluss machen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz am Meer. Wir möchten das schöne warme Wetter für ein Bad im warmen Meer nutzen. Die Wassertemperatur soll immer noch zwischen 24 und 25 Grad liegen. Fündig werden wir mit einem Campingplatz nahe des sehenswerten Städtchens Cefalu. Wir können uns einen Platz aussuchen und auf unserer Erkundungstour kommen wir mit zwei sehr netten Leuten aus Deutschland ins Gespräch, welche in der ersten Reihe mit Blick aufs Meer stehen. Neben ihnen steht ein VW Bus, der heute abfahren wird. So kommen wir auch mit den Bewohnern des VW-Buses ins Gespräch. Sie wohnen nicht weit von uns entfernt in Deutschland. Wir erhalten noch einige interessante Tipps über Sizilien. Wir dürfen den Platz vom VW-Bus haben und dies ist super. Den Nachmittag verbringen wir am Strand am Baden und lesen. In der Bar lässt sich wunderbar mit einem Aperol-Spritz anstossen. Das Wasser ist herrlich und wir geniessen es in vollen Zügen. Auch den Mittwoch verbringen wir auf dem schönen Campingplatz. Die Sonne scheint von Morgens bis Abends und der Campingplatz lädt zum Verweilen ein. Der Strand ist über eine Treppe erreichbar und ein Pool lädt auch zum Baden ein. Momentan schmerzt das Knie von Urs ziemlich stark und wir hoffen, dass sich bald eine Besserung zeigt. Zum Abendessen wird gegrillt und wir freuen uns über die lauen Abende in Sizilien.

2 Kommentare to “Sizilien 1 – Neuland”

  1. Lis+Frank

    Wunderbar, wie Ihr Eure schöne Reise beschreibt. Sitze im Garten, keine Sonne, 12Grad, und geniesse Eure Bilder und Wort! Man merkt richtig, wie Euch nun die wohl verdienten Ferien umarmen. Das gönnen wir Euch von Herzen! Baden im Meer….yeahhh!!! Danke für dieser schöne Bericht, wir freuen uns auf kommende! Habt eine gute, sichere Reise und liebe Grüsse von uns! 😍😘❤️

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