Sizilien 5 – Erdbeben 1968

Montag und Dienstag, 17. – 18. Oktober 2022 – Campingleben

Urs und ich müssen die restlichen Tage unserer Ferien planen, denn am Freitag wird uns die Fähre wieder nach Genua bringen. Da Annette und Erich noch bis anfangs November bleiben, werden wir uns bald voneinander trennen. Nach einem Einkauf in einem unserer italienischen Lieblingsläden Conad, fahren wir den Campingplatz Baia dei Coralli am Punta Braccetto an. Diesen Campingtipp bekamen wir von Mauro und Barbara, die wir zu Beginn unserer Reise kennengelernt haben. Nachdem wir mit dem «Campingplatzchäreli» die möglichen Plätze anschauen durften, entschieden wir uns für zwei nebeneinanderliegende Stellflächen. Die Parzellen sind umgeben von einer grünen Hecke und Bäumen, so dass die Privatsphäre gewährleistet ist und man sich im Grünen fühlt. Der Platz wirkt sehr gepflegt und wir bekommen sogar ein eigenes WC / Dusche mit Schlüssel. Der schöne Sandstrand ist nur ein paar Meter entfernt. Da es erst kurz vor 12h ist, haben wir noch den ganzen Nachmittag Zeit, um zu baden, auszuspannen, zu lesen und zu plaudern. Unser italienischer Nachbar begutachtet uns Neuankömmlinge und beginnt sich für unseren Bus zu interessieren. Er erzählt uns, dass er schon 2 Monate hier ist und Ende Monat weiterziehen möchte. Er fragt uns, wie lange wir bleiben wollen. Auf unsere Antwort reagiert er mit einem Satz in Italienisch: Una volta che hai visto la bellisssima spiaggia, non vorrai più andare via. (Wenn sie den wunderschönen Strand einmal gesehen haben, werden sie ihn nie wieder verlassen wollen.) Der Strand ist wirklich schön und wir geniessen das Baden sehr. Mit ein paar kleinen Fischchen teilen wir das Wasser. Diese kleinen Fische haben eine Vorliebe für die Füsse von Urs. Sie knabbern daran und man sieht die Spuren danach anhand ein paar kleiner roten Flecken. Es tut grundsätzlich nicht weh und ist cool zum beobachten.

Von Barbara und Mauro bekommen wir die Nachricht, dass wir A. herzlich grüssen sollen, denn sie ist Deutsche und wohnt seit etlichen Jahren auf dem Campingplatz. Wir finden den Platz schnell und richten natürlich die Grüsse gerne aus. Die Frau begrüsst uns freudig, bedankt sich für den lieben Gruss und lädt uns zu selbstgemachtem Limoncello und Arancello ein. Sie erzählt uns vom Campingleben, kennt viele Gäste, die überwintern und man spürt, dass sie sich hier wohlfühlt und zu Hause ist. Solche Begegnungen sind etwas ganz Besonderes! 

Am Abend gibt es gute Poulets vom Grill und wir geniessen mit Kerzenlicht das Zusammensein mit unseren Freunden Erich und Annette. Uns gefällt es so gut, dass wir beschliessen noch eine Nacht zu bleiben. So verbringen wir auch den nächsten Tag mit Baden, Spielen, Plaudern und erleben ein bisschen vom Leben auf diesem Platz. Am Morgen kommt hupend der Bäcker um 7h30 und dann nochmals um ca. 10h. Er verkauft Brot, Gipfeli und Süssgebäck. Irgendwann hören wir wieder eine Hupe und der Früchte- und Gemüsehändler bietet seine Ware an. Ein Auto bietet Fleisch an und ein anderes ist mit Fischboutique angeschrieben. So werden alle Gäste mit dem Notwendigen versorgt. Die herzliche Frau, die hier lebt, kommt zu uns, um sich von uns nochmals zu verabschieden. Dies freut uns sehr und wenn wir bei einem erneuten Sizilienbesuch auf diesem Platz sind, werden wir sie sicher wieder begrüssen. So geht der Tag schnell vorbei und mit Annette und Erich verbringen wir einen letzten gemütlichen Abend.

Mittwoch, 19. Oktober 2022 – Bauten aus vergangenen Zeiten

Am Morgen dürfen wir Wasser durchs Filtersystem von Forsters in unseren Tank füllen. Danach beginnt das grosse Aufräumen und Zusammenpacken für uns. Unsere Freunde werden heute auch abreisen, aber erst am Nachmittag nach der Siesta. Dankbar für die schöne gemeinsame Zeit verabschieden wir uns winkend von Annette und Erich. Wir fahren der Küste entlang nordwärts. Kilometerlang reiht sich ein Gewächshaus ans andere und die Strecke durch diese Anlagen und Städte gefällt uns nicht so gut. Abfall liegt an vielen Ecken, obwohl zwischendurch immer wieder Plakate angebracht sind, welche eine Abfalldeponie verbieten und auf Videoüberwachung aufmerksam gemacht wird. Ja, an dieses Bild des Abfalls kann man sich schlecht gewöhnen, aber man muss es irgendwie ausblenden. Auch eine Fahrt durch die Berge kann Abhilfe verschaffen, denn dort liegt merklich weniger an den Strassenrändern.

Unser erstes Ziel heute ist die archäologische Stätte «Valle dei Templi» bei Agrigent. Die Anlage mit den verschiedenen Tempeln ist sehr sehenswert, aber man sollte für die Besichtigung einiges an Zeit mitbringen. Hier stand Akragas, die jüngste der bedeutenderen griechischen Städte auf Sizilien. Die Stadt wurde 582 v. Chr. gegründet. Dabei wurde eine massive 12 km lange Stadtmauer errichtet. Neun Tore führten in die Stadt. Heute sind nur noch Teile der Mauer sichtbar.

Unglaublich, diese alten griechischen Tempel in ihrer vollen Grösse und Pracht hier stehen zu sehen! Besonders der Concordia-Tempel zählt zu den besterhaltenen Tempeln der griechischen Antike. Der Tempel wurde etwa 440 – 430 v. Chr. Errichtet. Da er auf einem sehr unebenen Terrain steht, ist er auf einem Sockel gebaut, der die Unebenheiten des Felsen ausgleicht. Sein Grundriss entspricht der typischen Form der klassischen Zeit mit einer Säulenhalle von 6 x 13 Säulen. Auch wenn es nur Ruinen sind, kann man deren Mächtigkeit erahnen.

Später bewohnten Römer die Stadt und gaben ihr den Namen Agrigentum. Die Römer errichteten keine eignen grossen Tempel, sondern bauten einige der zerstörten Tempel wieder auf und widmeten sie römischen Göttern. Im Mittelalter und in der Neuzeit wurden die antiken Bauwerke wenig beachtet. Sie verfielen und wurden oft auch als Steinbruch benutzt. Bischof Gregorius von Agrigentum liess den Tempel Concordia im Jahre 597 in eine christliche Basilika umwandeln und den Aposteln Petrus und Paulus weihen. Die Kirche wurde auch nach der Aufgabe der Stadt bis ins 17. Jahrhundert weiter benutzt. 1748 wurde sie entweiht und anschliessend weitgehend wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückverwandelt.

Der Heraklestempel ist der älteste Tempel und wurde zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. gebaut. Trümmer des Tempels sind über das ganze Areal verstreut. Auch Schleifspuren von der Art und Weise des Baus sind sichtbar.

Wir sehen uns noch einige andere Ausgrabungen an. Das Areal ist sehr gross und wir kehren nach ca. 3 Stunden zu unserem Auto zurück.

Jetzt fahren wir zu den «Blubberlöchern» Hier sollte etwas von diesen kochenden Schlammlöchern sichtbar sein. Leider ist alles geschlossen und wir suchen uns einen Platz zum Schlafen. Beim 3. Anlauf finden wir in den Bergen ein schönes Plätzchen. Die Fahrt in der Abendstimmung geniessen wir sehr. Es gibt nochmals Lasagne und wir sitzen draussen bei Kerzenlicht und lassen es uns schmecken. Man spürt am Abend das Fortschreiten des Herbstes, denn auch hier in Sizilien wird es abends kühler.

Donnerstag, 20. Oktober 2022 – Traumhafte weisse Felsen

Am nächsten Morgen begrüssen wir einige Wanderer, welche uns freundlich zunicken. Bald ist unser Aufstelldach geschlossen und wir könnten auch Reisende bei einem Picknick sein. Wir besprechen unsere weiteren Ziele. Kurz vor 11h30 verlassen wir unser Plätzchen und fahren ans Meer. Die Gegend um Agrigento scheint eine ärmlichere Gegend zu sein. Heruntergekommene Häuserblocks säumen zum Teil die Strasse. Auch sind hier etliche Bauruinen zu sehen, oder unfertige Häuser Blocks mit nur einer fertigen Wohnung. Ja, mit dieser Wohngegend möchten wir nicht tauschen. So schätzen wir doch unser schönes Zuhause wieder bewusst.

Nach einem Espresso-Halt kommen wir zu einem treppenartigen Felsen aus Mergel. Die Scala die Turchi heisst übersetzt: Die Treppe der Türken. Der zweite Teil des Namens soll auf sarazenische Piraten zurückgehen, die im Volksmund «Türken» genannt wurden und bei Überfällen ihre Boote im Windschatten des Felsens verankert haben sollen. Eine andere Theorie sagt, dass der Name auf die Ähnlichkeit der Struktur zu den Formationen in Pamukkale zurückzuführen sein. Das Parkieren ist nicht ganz einfach und wir finden am Strassenrand eine Parklücke. Eine Treppe führt, vorbei an einer Bar mit Restaurant, hinab zum Strand. Barfuss geht’s einige Meter weiter dem Strand entlang. Der weisse Fels sieht im Sonnenlicht mit dem blauen Himmel sehr schön aus. Früher konnte man auf den Felsen, heute ist er jedoch abgesperrt.

Bei dem Schiessen der Fotos passiert mir ein Malheur. Ich rutsche auf einem glitschigen Stein aus und lande auf dem Po im Wasser. Den Fotoapparat kann ich in die Höhe halten, aber meine Fototasche und ein anderes Täschchen werden nass. Urs hört mich ins Wasser fallen und dreht sich um. Er hätte gerne zugeschaut, aber er hat den Moment verpasst. Schnell stehe ich auf und da kommen Schweizer lachend auf uns zu, erkundigen sich dann noch, ob ich mir weh getan habe. Nein, im Moment spüre ich zum Glück nichts. Meine nassen schmutzigen Hosen und das nasse T-Shirt stören mich hingegen sehr. Es ist mir ziemlich peinlich, so den Strand entlang zurück, die Treppe hoch, zum Auto zu laufen. Um 14h00 fahren wir zum Capo Bianco. Zuerst essen wir im Schatten einiger Bäume eine Kleinigkeit. Danach machen wir uns auf den Wanderweg, der uns zur Spitze des Kap’s bringen soll. Urs muss umkehren, aber ich erkunde das Kap, welches für die weissen Felsen bekannt ist.

Bald sehe ich die Felsen unter mir und über Stock und Stein steige ich hinab zum Strand. Die weissen Felsen sehen wunderschön aus! Hinabsteigen ist einfacher als hinaufsteigen, aber ich finde wieder zurück auf den Wanderweg. Eine Gottesanbeterin steht bewegungslos auf meinem Weg und ich betrachte eine Weile dieses interessante Insekt.

Unterdessen hat Urs nach Übernachtungsplätzen gesucht und wir fahren einige Plätze in der Nähe an. Keiner eignet sich nur annähernd für eine Nacht. Erst ca. 20 Minuten nördlich werden wir fündig. Wir möchten nicht darauf verzichten, noch ein Bad im Meer zu nehmen. Bald geht die Sonne unter und es wird dunkel. Mit einem schönen Sonnenuntergang verabschiedet sich dieser erlebnisreiche Tag.

Freitag, 21. Oktober 2022 – Erdbeben 15. Januar 1968

Um 7h30 werden wir durch einen anfahrenden kleinen Laster, Autos und Geplauder von Männern, geweckt. Durch einen Schlitz im Aufstelldach beobachte ich die Männer, wie sie den Holzsteg abbauen. Also wird auch hier nun auf Winterbetrieb umgestellt. Wir machen uns einen gemütlichen Morgen und lassen meine nassen Kleider und die Badetücher an der Sonne trocknen. Viele Fliegen bevölkern unser Auto und die ist ziemlich lästig. Um 11h20 fahren wir los. Unterwegs halten wir Ausschau nach Abfalleimern. Urs meint lachend: «Chaschm mal im Navi iegää: Nächste Abfallchübel» Das Navi würde sagen: «Halten sie in der nächsten Kurve am Strassenrand.» Man ist versucht, den Abfallsack auch zu den anderen Abfällen am Strassenrand zu werfen, aber wir tun dies aus Überzeugung sicherlich nicht. Die Suche geht weiter und wir werden sicher irgendwann fündig, bevor wir heute Abend ins Palermo auf die Fähre müssen. Heute ist unser letzter Tag auf Sizilien und was steht noch auf dem Programm? Eine Pizza und ein Gelati wäre noch schön, das verlassene Dorf Poggioreale, Monreale und ein Einkaufsladen. Ob all diese Wünsche in Erfüllung gehen, werden wir sehen.

Ich habe auf dem Weg zum verlassenen Dorf nach über Mittag offenen Restaurants gesurft und bin in Santa Margherita di Belice fündig geworden. Die Landschaft im Hinterland gefällt uns gut und so kommen wir zu der eingegebenen Adresse, aber nirgends eine Spur von einer Pizzeria. Da man ja mit dem rechnen muss, habe ich noch in einem anderen Dorf zwei Lokale gefunden. Dabei bin ich auf eine Denkmalstätte in Montevago gestossen, die wir uns nun anschauen. Zum Gedenken an das schwere Erdbeben vom 15. Januar 1968 in dieser Region, wurden in einigen Häuserruinen Gemälde gemalt. Hier haben Menschen gelebt und innerhalb weniger Sekunden ist alles zerstört und eingestürzt. Eine krasse Vorstellung! Auch die Ruinen der Kirche kann von aussen besichtigt werden.

Nun suchen wir die weitern herausgesuchten Lokale auf, aber alles ist geschlossen. So bleibt unser Restaurantbesuch wohl Wunschdenken. Wir parkieren das Auto im Schatten und essen bei einer Kirche einen Lunch. Urs findet in einem nahen Dorf auf google maps eine Gelateria und diese existiert tatsächlich. Leider sieht hier, in dieser nicht stark besuchten Region, das Glace nicht so «ahmächelig» aus und wir entscheiden uns für eine andere sizilianische Süssspeise. Nun machen wir uns auf in die sogenannte Geisterstadt Poggioreale. Nach einigem Suchen finden wir die zerfallene erdbebengeschädigte Stadt.

Das Dorf wurde 1642 in einer Höhe von 393 m in den Gibelliner Bergen gegründet. In der schicksalshaften Nacht erlebten auch die Menschen hier das Erdbeben und es zerstörte nicht nur das Dorf Poggioreale, sondern riss auch 231 Menschen in den Tod. Es gab zwischen 632 und etwa 1000 Verletzte und machte 100.000 Menschen obdachlos. Die Behörden entschieden sich dafür, die Menschen umzusiedeln, denn ein Wiederaufbau des -Dorfes war zu teuer. Tragisch, solche Naturkatastrophen. Wie schutzlos und machtlos steht ein Mensch solchen Mächten gegenüber. Von einer Minute zur andern ist nichts mehr wie es war!

In der Beschreibung haben wir gelesen, dass man nicht von allen Seiten Zugang in das Dorf hat. In Tat und Wahrheit hat man heute überhaupt keinen offiziellen Zugang mehr. Rundum ist ein Zaun neueren Datums aufgestellt worden. Wir beobachten fünf Junge Männer und Frauen, die auf der Hauptgasse durch das verlassene Dorf schlendern. Also sind sie auch irgendwo reingekommen. Als sie in der Nähe von uns über die Mauer klettern frage ich sie nach dem Eingang. Eine junge Italienerin zeigt dem Zaun entlang hinab und dann um die Ecke. So machen auch wir uns auf die Suche nach dem Eingang. Schon bald sehen wir ein Loch im Zaun. Von unten ist das Maschengitter hochgezogen und wird mit einem Pfahl gestützt. Es ist uns schnell klar, dass dies sicher kein offizieller Eingang ist. Wenn andere das können, können wir dies auch und wir schlüpfen auf die andere Seite. Wir möchten auch zur Hauptgasse hoch und dieser dann folgen. Mutig schreiten wir voran und so kommen wir zu einem höheren eingebrochenen Haus. Ich blicke um die Ecke und da sehe ich ein Auto mit einem orangen Streifen und höre Stimmen. Mist, das ist die Carabinieri (Polizei) Schnell verstecken wir uns hinter dem Haus. Ich möchte schnell wieder durch den Zaun auf die erlaubte Seite. Urs würde sich vorerst mal hinter den Mauern des Hauses verstecken. Wir haben an der Hauptgasse Überwachungskameras gesehen und vielleicht hat die Carabinieri über die Kamera die Jungen über die Mauer klettern sehen. So eilen wir doch schnell wieder zurück und schlüpfen durch das Loch im Zaun. Danach schlendern wir ganz gemütlich dem Zaun entlang und schauen uns die erdbebengeschädigten Häuser von aussen an.

Auf der anderen Dorfseite sehen wir Zivilschutzautos und diverse Menschen. Wir kehren um und das Auto mit dem orangen Streifen steht immer noch am selben Fleck. Niemand ist zu sehen und wir verlassen den Ort. Wenn wir noch heute an dieses Erlebnis denken müssen wir lachen. Im neu gebauten Poggioreale sehen wir noch viele Zivilschutzautos und viele davon haben auch so einen orangen Streifen. Vielleicht war es doch nicht die Polizei, sondern der Zivilschutz. Wie auch immer, war vielleicht nicht der beste Tag für diesen «unerlaubten» Besuch.

Durch das Inland fahren wir Richtung Palermo. In Monreale möchten wir noch einen Stopp einlegen. Vielleicht gibt es in diesem touristisch bekannten Ort noch eine Gelateria. Wir finden nahe der bekannten, kunstvollen mit Mosaiken versetzten Kathedrale ohne Probleme einen Parkplatz. Leider ist die Kirche schon geschlossen, aber ob wir pro Person den teuren Eintritt bezahlt hätten, wissen wir nicht. So schlendern wir durch das lebendige Städtchen. Ein Gemüsehändler bietet in seinem Lieferauto Gemüse und Früchte an, mehrere kleine Lebensmittelgeschäfte laden zum Einkauf ein, Autos zwängen sich durch die Gassen, Roller suchen sich einen Weg durch die Menschen und Autos, eine Gelateria wartet auf unseren Besuch. Hier bekommen wir das billigste Gelati unserer Reise durch Sizilien. Eine Kugel bekommt man für 56 Cent und sie schmeckt zudem sehr gut. Auf einer Piazza bei der Kirche essen wir unser Gelati und geniessen die Dämmerung und die beleuchteten Gebäude.

Nun ist es für uns Zeit aufzubrechen. Bis Palermo dauert es nur noch ca. 6 km, aber diese Kilometer haben es in sich. Mit Urs am Steuer und 4 Augen, die auf den Verkehr achten, klappt es ohne Beule durchzukommen. Vor einem Einkaufszentrum parkieren wir und während ich den Sack fürs Schiff packe, kauft Urs noch einige Dinge ein. Bei einem Container entsorgen wir auch noch unseren Abfall. Jetzt sind wir bereit für die 20 ½ stündige Fährüberfahrt nach Genua. Pünktlich am Hafen reihen wir uns ein, obwohl hier wenig Platz für Kolonnen zur Verfügung steht. Trotz eher chaotischen Zuständen findet unser Auto einen Platz ziemlich weit hinten auf der Fähre. Jetzt beginnt eine ziemlich peinliche Aktion für mich, denn Urs und ich haben beschlossen, unsere VW-Bus-Stühle mit an Bord zu nehmen. Mir ist dies eher peinlich und ich hoffe, dass ich nicht diese Stühle tragen muss. Urs hofft dasselbe und schnappt sich das Gepäck, schliesslich trägt man als Mann ja die schweren Gepäckstücke. So packe ich meine Fototasche und zwei Campingstühle. Wir müssen nun unsere Kabine suchen und diese ist sehr weit vorn. Das heisst, dass wir durch die Gänge praktisch durchs ganze Schiff laufen müssen. Hinter mir höre ich auf einmal ein Lachen, welches kaum mehr aufhört. Urs amüsiert sich prächtig, wie ich mit meinen Stühlen durchs Schiff «wandere». Er hat gut lachen! Endlich stehen wir vor der Kabinentür, schliessen auf und uns kommt eine unglaubliche Hitze entgegen. Das ist ja kaum zum Aushalten und Urs fragt sich schon, wie man bei solche einer Hitze schlafen kann. Wir melden unser Hitzeproblem bei der Rezeption und ein Mann nimmt sich dem Problem an. Er meint nur, dass manche Kabinen zu heiss und manche zu kalt seien. Hoffentlich dürfen wir mit einer mittleren Temperatur rechnen. Die Kabine ist relativ gross und dies gefällt uns. Nach einer kurzen Erkundungstour auf der Fähre machen wir es in unserer Kabine bequem. Mit ca. 2 Stunden Verspätung, wenige Minuten vor 1h legen wir ab. Wir freuen uns nun über die angenehmere Kabinentemperatur und schlafen schnell ein.

Samstag, 22. Oktober – Auf See

Die Fähre gefällt uns ganz gut, aber auch hier hat es nicht all zu viele Sitzmöglichkeiten. Auf Deck 9 im Hundebereich gibt es ein paar Bänke, aber sonst nichts. Auf Deck 8 gibt es keine Möglichkeiten sich draussen hinzusetzen. Wir packen unsere Stühle und setzten uns auf Deck 9 und geniessen die Wärme, die Sonne und den Blick auf das Meer. Wir lesen in unseren Tolino’s und so vergeht der Morgen wie im Fluge. Das Mittagessen essen wir wieder im «à la carte Restaurant». Nun hat sich der Himmel mit Wolken überzogen und wir ziehen uns in die Kabine zurück. Wir sind auch dort froh um unsere Campingstühle, denn so müssen wir nicht auf dem Bett sitzen und können sogar miteinander einen Film auf dem Tablet schauen. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen, Film schauen, einem Schläfchen und so wird es schnell Abend.

Um 18h15 werden wir aus der Kabine «geschmissen» und müssen an Deck. Die 2 Stunden Verspätung konnten wir aufholen und es ist kaum zu glauben, aber wir kommen pünktlich nach Fahrplan um 19h30 Uhr in Genua an. Es dauert auch nicht lange, bis wir von unserem geparkten Standort herausfahren können. Schnell ist man auf der Autobahn Richtung Mailand. So weit möchten wir aber nicht fahren und suchen uns einen Parkplatz zum Übernachten. Die Flächendeckung der Stellplätze in dieser Region ist eher schwach und so finden wir auf einem Hügel einen Parkplatz oberhalb Tortona. Während des Abends kommen noch bis spät in die Nacht immer wieder Autos, welche durch den Parkplatz fahren oder parkieren. Vielleicht auch weil Samstagabend ist. Dies hilft aber nicht ganz für die völlige Entspannung. Wir schlafen aber dennoch gut, denn ansonsten befindet sich der Parkplatz in ruhiger Lage.

Sonntag, 23. Oktober – Nebliges Herbstwetter

Am Morgen lassen wir uns Zeit. Bei Kaffee und Tee laden wir einen Bericht auf die Webseite. Der Parkplatz wird nun benutzt von Joggern und Hundespaziergänger. Eigentlich hätte man eine schöne Aussicht auf Tortona, aber momentan sieht man nur eine Nebelsuppe und schwache Umrisse der Häuser. Wir werden uns an die tieferen Temperaturen und den Nebel erst gewöhnen müssen. Nach 11h fahren wir los. Auf der Autobahn kommen wir gut voran. Wenige Kilometer vor der Grenze zur Schweiz kündigt sich wegen Bauarbeiten Stau an. Es ist eine Illusion zu denken, ohne Stau geht’s vom Süden in den Norden der Schweiz. Der Rückreiseverkehr zeigt sich auch am Gotthard mit 3 km. Einen ausgiebigen Mittagsrast legen wir bei Bellinzona ein. Danach entscheiden wir uns für die San Bernardino Route. Der Nebel begleitet uns bis beinahe ins Rheintal. Punkt 18h treffen wir zu Hause in Hallau ein.

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