Sizilien 4 – Spuren vergangener Zeiten

Donnerstag, 13. Oktober 2022 – Kammergräber

Am nächsten Morgen schliessen wir bald unser Aufstelldach, da wir vor Wohnhäuser stehen. Während Urs am Notebook ist, schreibe ich Reiseberichte. Mein Blick gleitet aus dem Fenster und ich sehe einen bewölkten Himmel, einen beinahe menschenleeren Strand und dann bleibt mein Blick an einem kleinen Jungen hängen, der neben seinem Vater am Strand steht. Abwechselnd hält der Junge und der Vater die Angelrute – ein herziger Anblick. Kurz nach 11h30 machen wir uns auf den Weg ins in das Naturschutzgebiet Pantalica.

Über 5000 Kammergräber sind hier in die Felsen gehauen worden und stammen aus der späten sizilianischen Bronzezeit und der frühen Eisenzeit. Die Kammergräber wurden vom 13. Jhd. bis ins 8. Jhd. v. Chr. genutzt. Bei den Gräbern hat man Grabbeigaben gefunden. Bei diesen Funden handelt es sich um Haushaltsgegenstände, Keramik und Waffen. Seit 2005 gehören diese Kammergräber zum UNESCO-Weltkulturerbe. Über die Stadt Sortino gelangen wir auf der Nordseite zu einem Aussichtspunkt. Da es wie aus Kübeln zu regnen beginnt, nutzen wir die Zeit für ein Mittagessen. Während wir dankbar im Trockenen bei unseren Freunden sitzen, windet, regnet, donnert und hagelt es. Laut Wetterbericht soll es später besser werden. Bei der erstbesten Regenpause machen wir uns startklar für unsere Besichtigung. Wir lassen das grosse Wohnmobil unserer Freunde dort stehen und fahren 1 km weiter zum Eingang für Wanderungen. Hier gibt es wenig Platz zum wenden und parkieren, aber für uns mit dem VW-Bus reicht es gut. Einige ältere Herren begrüssen uns und zeigen uns anhand einer Karte die Wandermöglichkeiten. Wir wählen den Weg, welcher nicht zur Schlucht hinabgeht, sondern mit wenig auf und ab oberhalb verläuft. Zuerst nur von Weitem, dann ganz nah, sehen wir die viereckigen in den Fels geschlagenen Öffnungen, die als Gräber dienten. Auch an den Felswänden der Schlucht gibt es unzählige solcher Gräber. Klar, denn es sind ja auch über 5000 solcher Gräber.

Nach einer Weile wandern wir den gleichen Weg wieder zurück. Um auf die andere Schluchtseite zu gelangen, müssen wir die Schlucht umfahren. Da es schon 17h ist, müssen wir rasch aufbrechen, um vor der Dunkelheit auf unserem ausgesuchten Übernachtungsparkplatz anzukommen. Der Weg führt über Sortino und Ferla, Dörfer mit engen Strassen. Wir fahren voraus, um Forsters von eventuellen Problemen der Strassen zu berichten. In Sortino möchte uns das Navi durch ein geschlossenes Tor führen. Schnell hat das Navi umgerechnet und führt uns durch ein Strässchen, welches immer enger wird, durch welches und das Bimobil von unseren Freunden niemals durchpassen würde. Auch für uns wird es ziemlich eng, aber wir schaffen es ohne Kratzer. Nun haben wir die richtige Strasse gefunden und es geht zügig voran bis nach Ferla. Hier wartet die nächste Herausforderung auf uns. Da wir das Dorf umfahren wollen, wählen wir ein Strässchen, welches aber schon bald in einer verbotenen Fahrtrichtung endet. Wir müssen rechts abbiegen und fahren langsam eine schmale sehr steile Strasse hinab mitten ins Dorf. Irgendwo geht’s dann links mit dem Wegweiser Pantalica und einem Sackgassenzeichen. Hoffentlich kommt die Sackgasse erst nach unserem Zielort. Noch vor Dunkelheit sind wir auf dem Wanderparkplatz. Ein Mann sitzt in einem Auto, welches noch auf dem Parkplatz steht. Es ist immer ein bisschen ein komisches Gefühl, wenn man ein Mann sitzend in einem Auto sieht. Man fragt sich, was dieser wohl tut und fühlt sich beobachtet. Wir verbringen einen schönen Abend. Urs und ich sitzen noch länger draussen, denn es ist gar nicht so kalt.


Freitag, 14. Oktober 2022 – In der Schlucht

Am nächsten Morgen scheint die Sonne und wir frühstücken draussen mit schöner Aussicht in der Sonne. Schon bald kommen erste Autos und wieder sitzt einer im Auto oder steht herum. Da man doch immer wieder so einiges hört an Autoeinbrüchen im Süden, überlegt man sich, ob dieser Mann auch irgendwelche solche Absichten hegt. Annette und Erichs Auto lassen wir gut abgeschlossen hier stehen und fahren mit dem VW-Bus die restlichen Kilometer bis zum Ende der Strasse. Auch hier ist es eher eng bei Vollbesetzung. Auch hier sehen wir einen Mann in einem Auto sitzen und wir getrauen uns nicht, unser Auto einfach alleine stehen zu lassen. Urs bleibt im Auto, während wir uns zum Aussichtspunkt aufmachen. Annette und ich folgen dem Weg weiter in die Schlucht hinab, während Erich Urs ablöst. In der Schlucht muss man ein bisschen durch das Wasser waten, um zum grossen Felsloch zu kommen. Imposante Felsen und Felsüberhänge zeigen sich uns. Urs findet auch noch den Weg hinab und wir erkunden gemeinsam das Felsloch und die Flusslandschaft.

Nun haben wir genug gesehen und fahren wieder zurück zum Bimobil. Auf dem Parkplatz machen wir es uns an der Sonne gemütlich und entscheiden uns noch eine Nacht hier zu schlafen. Wir stellen fest, dass der Mann aus dem Auto immer noch da ist und immer wieder parkierende Auto darauf aufmerksam macht, nicht vor uns zu parkieren, damit wir wegfahren können. Diese Männer in ihrem Autos sind wohl eher Aufseher, welche die Parkplätze überwachen, als Männer mit üblen Absichten. Am Abend kochen wir uns etwas Feines, bevor wir den Abend mit ein paar Spielen beenden.

Samstag, 15. Oktober 2022 – Syrakusa

In dieser Stille und Einsamkeit haben wir gut geschlafen. Am Morgen fährt ein Auto hupend vorbei. Wir stehen auf und freuen uns auf ein schönes Frühstück in der Sonne mit selbst gebackenem Brot. Da kommt ein Mann auf uns zu und weist uns auf italienisch darauf hin, dass dies hier ein Wanderparkplatz sei und nicht zum immer bleiben. Wir sagen ihm, dass wir nach dem Frühstück abfahren werden und damit ist er zufrieden, bleibt aber beim anderen Aufseher stehen, bis wir nach dem Frühstück die Stühle versorgen. Wir sind bald fertig zur Abfahrt. Unser neues einprogrammiertes Ziel ist Syrakus. Der Stadtteil auf der kleinen Insel soll sehr schön sein. Zum Glück finden wir bald einen Parkplatz und im Anschluss erkunden wir die Stadt. Wir lassen uns durch die Marktstände treiben und amüsieren uns am hektischen Treiben, am vielseitigen Angebot von Gemüsen und Früchten, an den Fischhändlern, die ihre Ware anbieten. Wir entdecken Amaretti in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Natürlich probieren wir auch gerne etwas und kaufen dann für 11 Euro einen ganzen Sack voll.

Wir schlendern durch die Gassen Richtung Kathedrale, bei der wir auch wieder Annette und Erich treffen werden. Unterwegs probieren wir noch eine Canneloni, eine Teigrolle gefüllt mit Ricotta. Diese sizilianische Spezialität schmeckt uns sehr gut. Nach der Besichtigung der sehr schönen Kirche schlendern wir mit Forsters wieder zurück, aber nicht ohne Halt bei einer Gelateria. Dies darf auch heute nicht fehlen.

Wir möchten noch einen Abstecher zum antiken Amphitheater machen, doch da wir keinen Parkplatz finden, lassen wir es bleiben. Einen Übernachtungsplatz finden wir bei Avola am Meer. Urs und ich möchten noch gerne ein Bad nehmen und tun dies am Stadtstrand. Es gibt hier auch eine Stranddusche und dies kommt VW-Bus-Fahrern immer sehr gelegen. Das Abendessen lassen wir uns draussen mit Blick aufs Meer schmecken. Hoffentlich können wir heute Nacht trotz lautem Rauschen der Wellen gut schlafen.

Sonntag, 16. Oktober 2022 – Geburtstagsfeier

Ein herzliches Happy Birthday unserem Freund Erich zu seinem runden Geburtstag! Schön, dass wir diesen Tag zusammen erleben dürfen. Nach einem schönen Frühstück mit Blick auf das Meer, verlassen wir um 11h20 den Platz. Die Fahrt dauert nicht lange und wir sind in Noto. Wir parkieren in einer Seitenstrasse, von der es nicht weit in die Altstadt ist. Noto ist eine sehr schöne Stadt, im Barockstil gebaut. Der Palazzo, die Kirchen und Häuser sehen wunderschön aus. Man fühlt sich irgendwie wie in einer anderen Zeit. Es gibt hier eine «Hauptstrasse» auf der man verweilen und die Bauwerke bestaunen und besuchen kann. Im Palazzo ist ein Zimmer zu sehen, so wie die Terrasse. Auf der Terrasse hat man einen schönen Blick hinüber zur Kathedrale und die umliegenden Häuser.

Unter Bäumen essen wir den Geburtstagskuchen, den Annette gebacken hat. Nach unserem Besuch von Noto trennen wir uns bis am Abend. Annette und Erich fahren direkt zur Büffelfarm, wo wir für ein Abendessen reserviert haben. Urs und ich suchen uns noch einen schönen Strand für ein Bad im Meer. Urs hat die Koordinaten eines bekannten und schönen Strand Calamosche einprogrammiert. Ein Schotterweg führt uns zu einem Parkplatz, auf dem wir gerade mal schnell 5 Euro bezahlen müssen. Ausgerüstet mit unseren Schwimmröhren, den Wertsachen und der Badetasche machen wir uns auf den Weg. Wir wissen nicht so genau, wie lange wir laufen müssen. Bald stehen wir an einem Kassenhäuschen und müssen nochmals pro Person 3,50 Euro Eintritt bezahlen. Es sei etwa 1, 5 km zum Laufen. Das dauert doch länger als wir gedacht haben! Hoffentlich schafft das Urs mit seinem Knie. Während wir marschieren, wird uns die Situation so richtig bewusst und wir müssen lachen. Dinge entdecken, ausprobieren und erleben bedeutet auch manchmal solche Situationen, die man, wenn man es gewusst hätte, nicht getan hätte. Wir rechnen kurz im Kopf durch, ob sich dies für uns überhaupt lohnt, denn zur Büffelfarm dauert die Fahrt noch 1 Stunde und um 20h ist reserviert für den Geburtstagsznacht. Nach 20 Minuten haben wir es geschafft und wir haben einen schönen Blick auf «den Strand» von Sizilien. Er ist schön, aber wir haben auch schon an andern Orten solche Strände gesehen. Für so viel Natur haben wir bezahlt. Um ins tiefere Wasser zu kommen müssen wir uns erst durchs angeschwemmte Seegras kämpfen, welches beim verlassen des Badens nur so an den nassen Beinen klebt. 75 Minuten später begeben wir uns auf den Rückweg. Auf dem Parkplatz soll es Duschen geben, die wir aber nicht finden. So nutzen wir die VW-Bus Aussendusche und wir müssen uns regelrecht an den Beinen kratzen, um das nun eingetrocknete Seegras wegzubringen. Wir können uns das Lachen nicht verkneifen. So viel zu unserm erfolgreichen Badeausflug!

Auf der Büffelfarm in der Nähe von der schönen Stadt Ragusa, hat es 3 Stellplätze für Wohnmobile. Da die Italiener spät zu Abendessen ist es auch nicht verwunderlich, dass das Restaurant erst um 20h geöffnet wird. Die Büffel liegen im Stall und schauen uns kauend an. Zum Glück müssen wir uns nicht einen aussuchen, von dem wir essen wollen. Wir werden freundlich begrüsst und bekommen auch bald die Speisekarte. Selbstverständlich werden Büffelgerichte angeboten. Vom Büffelfleisch in verschiedenen Variationen zum Büffelsalami und Büffelmozzarella. Da der Kellner ein unverständliches Englisch und wir nicht so viel Italienisch sprechen, sind wir leicht überfordert. Wir bekommen Hilfe von einem Gast am Nachbartisch. Wir bestellen 2 Vorspeisen für alle 4 und dann für jeden noch ein Hauptgang. Die Vorspeise besteht aus 2 verschiedenen Mozzarellas, einem Käse, Tomatensalat und Salami. Die «Versuecherli» schmecken alle sehr gut. Urs und ich wählen als Hauptgang Büffelragout mit Pommes. Zusammen mit einem Gläschen Wein schmeckt uns alles sehr gut und wir geniessen den Abend im Büffelrestaurant. Was sicher noch zu erwähnen ist, ist der Preis. Gegessen haben wir pro Person für lediglich 20 Euro. Für einen Liter Wein (kein Kopfwehwein) haben wir 5 Euro bezahlt. Die Nacht verbringen wir natürlich auf dem Stellplatz.

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