Sizilien 3 – Stadt und Natur

Sonntag, 9. Oktober – Tindari Wallfahrtskirche
Heute begrüsst uns der Tag wieder mit viel Sonnenschein. Wir nehmen es gemütlich, obwohl wir weiterziehen werden. Um 9h30 fährt hupend ein Auto auf den Platz und verkauft Brot. Diese Gelegenheit nutzen wir, denn somit ist unser Frühstück sichergestellt. Gestern sind noch Schaffhauser auf den Platz gefahren und haben uns freudig gewunken. Wir kamen kurz ins Gespräch und sie erzählten, dass sie sich hier auf dem Platz für 6 Monate einquartieren werden. Ob wir hier auch eine so lange Zeit bleiben würden? Während ich heute Morgen noch vor dem Frühstück beinahe unser ganzes Geschirr abwasche, übernimmt Urs das Übertragen der Fotos auf den PC. Unsere Nachbarn besuchen uns, denn Barbara und Mauro interessieren sich für unser Auto und wir dürfen es ihnen zeigen. Danach lassen wir uns das Frühstück schmecken.
Nun wird alles zusammengeräumt und an der Rezeption bezahlt. Wir dürfen noch länger bleiben und können unseren Schlüsselbund in den Briefkasten werfen. So nutzen wir die Zeit für ein ausgiebiges Bad im Meer. Erst nach 15h verlassen wir den Stellplatz mit dem Ziel Tindari Wallfahrtskirche mit einer schwarzen Madonna. Diese Kirche ist schon von Weitem sichtbar, denn sie steht auf einem markanten Felsen.

Mit unserem Denken, einfach schnell hinfahren, die Kirche anschauen und wieder wegfahren, liegen wir völlig falsch. Uns erwartet ein sehr gut gefüllter Parkplatz am Fusse des Felsens. Danach fährt man für wenig Geld mit einem Shuttlebus hoch zur Kirche. Kaum aus dem Bus wird einem ca. 5 -7 gebrannte Mandeln, eingewickelt in einem Papierchen, hingestreckt. Dies natürlich in der Hoffnung, dass das «Versucherli» schmeckt und man danach eine Portion kauft. Clevere Methode, welche sicher auch zum Verkaufserfolg führt. Wir schauen uns die schöne Kirche an. Leider wird momentan eine Messe gefeiert und wir dürfen die Kirche nur von hinten anschauen und nicht fotografieren. Wir warten eine Weile, aber die Messe dauert und dauert und findet kein Ende. Die zwei Fotos haben wir von ganz hinten, ausserhalb des Kirchenschiffes aufgenommen.

Der Bus bringt uns wieder hinab zum Parkplatz. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und somit der baldigen Dunkelheit nehmen wir die Autobahn zu unserem mit Forsters vereinbarten Übernachtungsplatz. Wir freuen uns, dass unsere Freunde nach ihrem Festlandtrip nun auch in Sizilien sind und wir die Reise gemeinsam fortsetzen werden. Bei Dunkelheit fahren wir auf einen 820 m hohen Hügel. Freudig werden wir begrüsst und tauschen unsere bisherigen Ferienerlebnisse aus. Es beginnt zu regnen und winden. Ja, nun werden die Badetage vorerst beendet sein. Es bleibt laut Vorhersage die ganze Woche eher unbeständig, aber zum Glück doch mit angenehmen Temperaturen.

Montag, 10. Oktober – Taormina mit der schönen Isola Bella
Wir wachen umgeben von Nebel auf und immer wieder regnet es. Nach einem gemütlichen Morgen planen wir unsere Weiterreise. Kurz nach 12h fahren wir hinab ans Meer und hier ist auch das Wetter besser. Die Sonne findet manchmal sogar ihren Weg durch die Wolken.

Das Parkieren in Taormina ist eher ein schwieriges Unterfangen. Anhand der vielen Leute könnte man meinen, es sei Hochsaison. Am Strassenrand finden wir eine Lücke und sind wieder einmal dankbar um das kleine Auto. Nach einigem Suchen finden wir die Treppe, die zur Isola Bella hinabführt. Diese Miniinsel ist bekannt und diente als Kulisse für 4 Filme. König Ferdinand von Sizilien schenkte die Insel 1806 der Gemeinde Taormina. Diese musste sie aber wegen finanzieller Probleme 1900 verkaufen. Während der Jahre wechselte die Insel diverse Male ihren Besitzer. Im Laufe der Zeit wurde die Insel mit exotischen Pflanzen bepflanzt und gilt heute als Naturschutzgebiet. Es kann ein Teil der Insel samt Villa besichtigt werden. Immer noch finden Veranstaltungen und Künstlertreffen statt. Da ich meinen Fotoapparat im Auto liegen gelassen habe, steige ich die Treppen nochmals hoch und Urs setzt sich an den Strand. Er hat nicht lange seine Ruhe, denn von allen Seiten bieten Thailänderinnen ihre Massagendienste an. Er verneint immer wieder, wird dann aber bei 5 Euro statt 10 Euro schwach. So treffe ich Urs bei einer Massage am Strand an. Ich unterbreche die Massage nicht und warte in gebührendem Abstand, nicht ohne auch die Massagenangebote ablehnen zu müssen. Danach ziehen wir die Schuhe aus und waten über eine Sandbank und seichtem Wasser zur Insel.

Wir bezahlen den Eintritt und erkunden den öffentlichen Inselteil. Die Villa ist in einem interessanten Stil gebaut und auch die Pflanzen sind schön anzusehen.

Eine Inselbesichtigung gibt Hunger und wir finden am Strand in einer Pizzeria einen Tisch mit Aussicht auf die Insel und das Meer. Wir haben richtig Lust auf Pizza und wählen mit Vorfreude aus. Urs entscheidet sich für eine Pizza Siciliana und ich mich für eine Pizza Isola Bella. Das Essen kommt und ich bin regelrecht schockiert über meine Wahl. Ich habe mich so auf Pizza gefreut und vor mir steht nun ein Pizzateigboden mit rohen Tomaten und Bergen von Rucola mit rohem geraffeltem Käse und wenig kaltem Mozzarella garniert mit ein paar Rohschinkenscheiben. Urs beisst freudig in seine Pizza und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Hätte dies an seiner Stelle auch nicht zurückhalten können, aber mir standen beinahe Tränen in den Augen. In meinen kühnsten Träumen hätte ich nie gedacht, dass so eine Pizza aussehen könnte. Eigentlich ein Teigboden mit Salat ohne Sauce oben drauf. Man sollte also die Pizzabeschreibung in der Speisekarte genauer studieren. Ich bin dankbar über Urs Mitleid mit mir und geniesse drei Stücke seiner Pizza. Er isst Stücke von meiner Pizza, obwohl er rohe Tomaten und Rucola eigentlich nicht mag. Danke mein Schatz, du hast mein Mittagessen nicht ganz so enttäuschend enden lassen!

Erich und Annette sind von der Besichtigung auch zurück und wir fahren zusammen mit der Seilbahn hoch in die Stadt. Die Stadt ist sehr lebhaft, auch mitten im Oktober! Da das antike sehenswerte Theater schon geschlossen ist, erfreuen wir uns an einem feinen Gelati.
In der Dämmerung verlasen wir Taormina und fahren noch 30 Minuten zu einem Picknickplatz in der Nähe vom Ort mit dem speziellen und im Deutschen lustigen Namen Gaggi. Um 20h dürfen wir ein schönes Glockenspiel der nahen Kirche hören. Noch längere Zeit bleiben wir draussen, dankbar diesen Platz gefunden zu haben.


Dienstag, 11. Oktober – In der Alcantara-Schlucht
Unsere Aufmerksamkeit gilt heute der Alcantara-Schlucht. Der Eingang der Schlucht liegt nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Auf einem Plan sind die verschiedenen Angebote und Tickets ersichtlich. Wir entscheiden uns für die orange Route, also mit einem ca. 45 minütigen Rundgang oberhalb der Schlucht mit diversen Aussichtspunkten und die Fahrt mit dem Lift hinab zur Schlucht. Ausgerüstet mit Rucksack samt Picknick machen wir uns auf den Weg. Schon bald kommen wir zu einem schön angelegten Picknickplatz mit diversen Holztischen. Da man im Rest des Rundganges nicht mehr essen darf, setzen wir uns an einen der Tische unter die Bäume. Heute Morgen scheint die Sonne wieder, aber im Laufe des Tages werden Wolken und allenfalls Regen erwartet. Auf dem gut signalisierten Pfad erkunden wir natürlich jeden Aussichtspunkt.

Nach einer kurzen Rast brechen wir auf, um mit dem Lift zur Schlucht hinab zu fahren. Schon von oben haben wir etliche Menschen durch den Fluss hinein in die Schlucht waten sehen und dies möchten wir natürlich auch tun. Wir haben für diesen Ausflug extra unsere Outdoorsandalen angezogen. Der Fluss schlängelt sich durch diese Schlucht und man kann etwa 100 m in die Schlucht waten. Dann wird das Wasser tiefer und geht nur noch mit Badehosen oder völlig nassen Kleidern. Das Wasser ist ziemlich frisch, aber es ist einfach cool! Wir bewundern das Lavagestein links und rechts. Die Alcantara-Schlucht entstand, indem sich der Fluss durch Lavagestein des nahen Vulkan Ätna gefressen und atemberaubende Strukturen hinterlassen hat. Nach einem Ausbruch kühlt die Lava sich langsam ab und sehr hohe Felswände mit fünfeckigen und sechseckigen Formen bilden sich. Im Laufe der Jahre hat der Alcantara Fluss, mit seinem kalten Wasser die Flusswände langsam erodiert und eine Canyon ähnliche Landschaft geschaffen. Unsere kurzen Hosen sind nochmals hochgekrempelt und los geht’s ins kalte Wasser. Es ist ein besonderes Erlebnis hier zu sein! Wir waten bis das Wasser zu tief wird, dann müssen wir leider umkehren. In den heissen Sommermonaten wäre das Durchwaten mit Badehosen sicher eine willkommene Abkühlung.

Wieder oben können wir noch einen kurzen 4D Film in Englisch anschauen, aber dann lockt uns das Restaurant für ein Gelati und Urs geniesst dazu einen italienischen Espresso. Jetzt ist es bereits 15h20 und wir fahren auf den Stellplatz der letzten Nacht zurück. Die letzten Sonnenstrahlen werden genossen, bevor wieder Wolken aufziehen. Den erlebnisreichen Tag lassen wir mit einem Film ausklingen.


Mittwoch, 12. Oktober – Zyklopenfelsen
Was sollen wir heute unternehmen? Eigentlich würden wir gerne den Ätna besuchen. Wir haben gehört und gelesen, dass dieser Ausflug touristisch, aber schön sein soll. Mit einer Seilbahn fährt man auf 2900 m, dann geht’s mit Unimog weiter auf mehr als 3000 m. Solch ein Vulkan nahe zu sehen, wäre ein tolles Erlebnis, nur das Wetter muss mitspielen. Dies tut es aber nicht und wir studieren die Prognosen der kommenden Tage. Erst am Samstag wird das Wetter auf dem Vulkanberg stabiler. Macht es Sinn, so lange zu warten? Diese Fragen müssen geklärt werden, bevor wir weiterfahren. Für uns wäre zudem eine Autofahrt gut, denn die Aufbaubatterien sind ziemlich leer. Da die letzten zwei Tage für das Knie von Urs eher zu viel waren, werden wir die nächsten Tage eher mit weniger Laufen verbringen. Wir entscheiden uns den Ätna erstmals auszulassen und programmieren Aci Trezza in unser Navi. Hier soll es in der Nähe des Hafens sehenswerte Felsen im Wasser geben. Vielleicht bietet sich dort auch ein Restaurantbesuch an. Meine letzte Wahl mit der Pizza ist mir noch bestens in Erinnerung. Der Parkplatz ist gut erreichbar und mit Annette und Erich zusammen suchen wir ein Restaurant. Da zwei schon ziemlich voll sind, entscheiden wir uns für ein Restaurant im ersten Stock mit schönem Blick auf den Hafen. Anhand der Speisekarte ist bald klar, dass dies eher ein Seafood Restaurant ist. Man könnte auch Spaghetti bestellen, aber Urs und Annette wählen die Scampi und Tintenfisch. Erich geht auf Nummer sicher und wählt das einzige Fleischgericht. Ich entscheide mich für den Fischteller. Die Scampi darf ich dann an Urs und Annette abgeben. Die unmotivierten Kellner bringen bald unser Essen. Es schmeckt nicht schlecht, aber der Hunger ist nach dem Essen noch nicht gestillt.

Da wir also noch genügend Platz für ein Gelati haben, machen wir uns nach der Besichtigung der Felsen und Lavabrocken auf die Suche nach einer Gelateria. Wir werden fündig und lassen uns den Dessert schmecken. Nach 16h30 brechen wir auf zu einem möglichen Platz zum Schlafen südlich Catania, der zweitgrössten Stadt Siziliens. Unterwegs kaufen Urs und ich noch einige Lebensmittel und Wasser in einem Einkaufszentrum. Es wird bereits wieder dunkel, als wir zum Platz kommen. Den Abend verbringen wir bei Forsters mit Spielen. Zusammen Spiele zu spielen ist schön, auch wenn die Verlierer nicht immer ganz glücklich dabei sind.

One Kommentar to “Sizilien 3 – Stadt und Natur”

  1. Lis+Frank

    So schöne Fotos, da plagt mich gerade wieder das Fernweh. Aber es ist schön dürfen wir so über euren Blog mit euch unterwegs sein und dadurch Sizilien auch einwenig zu entdecken. Hoffe liebe Ursi du kommst noch zu einer guten Pizza. Ganz liebe Grüsse an alle und geniesst es weiterhin. Alles gute für Urs Knie und gute Besserung. Liebe Grüsse Lis und Franky

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